Prolog
Ich hatte diese kurze Geschichte bereits im Jahr 2009 niedergeschrieben. Nun fiel sie mir erst kürzlich wieder in die Hände und schrie nach Veröffentlichung. Der Text wurde an vielen Stellen korrigiert, gekürzt und umgeschrieben.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die Geschichte wahr ist und nach bestem Wissen und Gewissen dokumentiert wurde.
Hauptteil
Ich lernte sie während meines Zivildienstes im Gevelsberger Jugendzentrum am Vogelsang kennen. Ich war grad 23 und sie wird schätzungsweise knappe acht oder neun Jahre älter gewesen sein. Unsere kurze gemeinsame Episode ist augenscheinlich keine Liebesgeschichte, spiegelt dafür aber umso mehr mein damaliges, beklagenswertes Verhältnis zu Frauen wider.
Um es vorwegzunehmen: Ich war ein noch größerer, unbeholfenerer und egoistischerer Idiot als heute.
Ihr Name war Lydia. Sie arbeitete im städtischen Jugendzentrum und war alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter, deren Name ich mir nie gemerkt habe.
Lydia war nett, hatte Sinn für Humor, war eine äußerst angenehme Gesprächspartnerin und ansonsten vollkommen unauffällig. Sie als eher bodenständige oder unscheinbare Schönheit zu bezeichnen wäre immer noch mehr als wohlwollend. Sie war nicht zwingend hässlich, aber ihre grobporige und trotz längst vergangener Pubertät von diversen Unreinheiten und Pickeln geplagte Haut konnte nicht über die unübersehbare Schwammigkeit ihres irgendwie unförmigen Körpers hinwegtäuschen. Die Nase war knollig, der Gesichtsausdruck einfältig und der Zustand ihrer kinnlangen, straßenköterblonden Haare pendelte eifrig zwischen spröde und fettig hin und her.
Dennoch übte sie in ihrer plumpen Gutmütigkeit eine seltsame Anziehung auf mich aus.
Nun ja, sie war älter als ich, mochte mich und wirkte auf mein extrem nach geschlechtlicher sowie narzisstischer Befriedigung lechzendes Ego wie eine vermeintlich leichte Beute.
Im Sommer 2003 arbeiteten wir also zusammen im Feriencamp „Circus International“ unterm Viadukt im Gevelsberger Stefansbachtal. Das Konzept lautete: Kinder übernachten von Montag bis Freitag in kleinen Bauwagen, verbringen den ganzen Tag draußen, erlernen Zirkuskunststücke, studieren ein kleines Programm ein und führen es freitags in der Fußgängerzone auf. Ist eigentlich meistens ganz nett gewesen.
Als heroischem Kämpfer an vorderster Front des kriegsdienstverweigernden Zivildienstes gewährte man mir die Freiheit des Heimschläfertums, da ich furchtbare Angst davor hatte in dem mir zugeteilten, spinnenverseuchten Bauwagen zu nächtigen. Diese vermaledeiten Arachniden wären mir mit Sicherheit übers Gesicht und in den Mund gekrabbelt; eine unzumutbare Vorstellung!
Letzten Endes nutzte ich meinen Wagen ausschließlich um dort tagsüber in regelmäßigen Abständen zu kiffen.
Die Camptage und -wochen zogen ohne nennenswerte Höhepunkte ins Land. Wir verstanden uns alle recht gut. Die Arbeit mit den anderen Ferienhelfern war angenehm (Jongleure und Kleinkünstler sind übrigens wirklich seltsame Menschen!) und auch die meisten Kinder waren eigentlich ganz in Ordnung, obwohl mich in dieser, von Depression und Betäubung geprägten, Zeit Kinder eher angenervt haben. Ich war auch im Grunde genommen ständig viel zu bekifft um zu arbeiten. Glücklicherweise schien es aber niemandem aufgefallen zu sein. Oder es war ihnen egal, was mich auch nicht gestört hätte.
Eines Tages fand ich in einem lokalen Anzeigenblättchen einen kurzen Bericht über das scheinbar regelmäßig stattfindende Pudelrennen des ortsansässigen Pudelclubs.
Nun habe ich bereits seit meiner frühen Kindheit eine Affinität zu Schwermut und Tristesse und viele Dinge betrüben mich, machen mich regelrecht depressiv. Der bloße Gedanke, dass erwachsene Menschen bereits so sehr mit ihren aberwitzigen Leben abgeschlossen haben, dass Gründung und Aufrechterhaltung eines Pudelclubs eine adäquate Alternative zum Suizid darstellt, bedrückt mich. Andererseits treffen genau diese Dinge und Situationen immer wieder mein Komikzentrum, sodass mir der Begriff „Pudelrennen“ Tränen in die Augen trieb. Er geisterte fortan durch das Camp und war bei richtiger Anwendung stets ein hoffnungsfroher Garant für jede Menge gute Laune. Meiner Meinung nach sollte dieser Terminus unbedingt im psychotherapeutischen Kontext Verwendung finden.
Am letzten Tag des Camps, Lydia und ich hatten soeben das Tor des Zirkusgeländes verschlossen und somit die Ferienfreizeit 2003 endgültig beendet, fuhr sie mich mit ihrem Renault nach Hause. Auf dem Weg zu mir durchquerten wir einen der zahlreichen Kreisverkehre, welche zu dieser Zeit in Gevelsberg wie die Schimmelpilze aus dem Toastbrot schossen, mich zum Schreiben eines Liedes über Kreisverkehre anregten und eventuell ja sogar überregional DER Trend schlechthin waren. In einem kurzen Anflug grenzenlosen Übermutes gab sich Lydia auf dem Heimweg ihrer Lust am Leben hin, denn anstatt den Kreisverkehrsplatz regelkonform an der gewünschten Straße umgehend wieder zu verlassen fuhr sie einfach immer weiter im Kreis. Ihre Anspannung der letzten, für sie arbeitsreichen und anstrengenden, Wochen wich einer gewissen spontanen Leichtigkeit des Seins. Ausgelassenes Lachen begleitete ihr Tun und auch ich genoss die sinnliche Torheit ein wenig, wenn auch weitaus weniger als sie. Während unserer Rundfahrt, welche diversi Minuten andauerte, lachten und scherzten wir ununterbrochen. Das Pudelrennen wurde einmal mehr ausgegraben und Lydia stiegen Tränen der Erleichterung und des Lachens in die Augen.
Als sie mich dann Zuhause absetzte, verabredeten wir uns für das anstehende Pudelrennen. Anfangs war es meinerseits nur eine fixe Idee, aber schnell bemerkte ich, dass es Lydia durchaus ernst meinte. Sie nagelte mich fest, wir tauschten unsere Telefonnummern aus und wollten uns in acht Tagen wiedersehen.
In den folgenden acht Tagen setzte ich meine intensiven Cannabis- und Alkoholstudien fort. Mein damals aktueller Stand der Dinge war, dass kontinuierlicher Konsum, in Verbindung mit totaler Untätigkeit, Einsamkeit und immensem Schlafmangel, zu einem stark versifften Wohnraum und soziophoben Depressionen führt oder ebenjene zumindest verstärkt. Das konnte jedoch nicht das endgültige Ergebnis sein.
Verschiedenartige Versuche mit Lebensmitteln legten im Zuge meiner Recherchen hingegen die Vermutung nahe, dass jegliche Nahrungsmittel ausschließlich aus Maden hergestellt werden. Bis zum heutigen Tage konnte diese Theorie nicht eindeutig widerlegt werden.
Es kam der Tag des großen Rennens und eigentlich hatte ich gar kein Interesse mehr an der ganzen Sache. Knapp 190 Stunden waren seit Ende der Ferienfreizeit vergangen. Lydia war meiner Erinnerung bereits wieder entwichen. Aber offensichtlich meinte sie es ernst mit unserer Verabredung und rief mich sogar zwecks Absprache organisatorischer Details an. Es gab kein Entrinnen.
Ich machte mich dem Anlass entsprechend schick, entschied mich für meine hellblaue Jeansschlaghose, die dunkelgrüne Strickjacke und ein relativ enges (ich wog zu jener Zeit ca. 100 Kilo weniger) und absolut abscheuliches Hemd. Auf rotem Hintergrund befand sich ein augenfeindliches Muster in blau und weiß. Es sah aus wie ein wirklich schäbbiges Omahemd aus billigstem Satin oder was auch immer. Aber nach einer langen schwarz gekleideten Phase gefielen mir auffallend hässliche und bunte Muster zu jener Zeit besonders gut. Dazu trug ich meine damals noch arschlangen Haare offen und meine Sonnenbrille mit Sehstärke.
Ich wusste zwar nicht für welche Umstände ich Vorsorge traf, trotzdem onanierte ich an diesem Vormittag vorsorglich zweimal, was mich furchtbar ermattete.
Zur verabredeten Zeit holte mich Lydia von Zuhause ab. Die Stimmung im Auto war sichtlich angespannt und verkrampft. Weder sie noch ich wussten etwas zu sagen. Möglicherweise war auch sie nicht mehr so richtig von unserem Vorhaben überzeugt. Was taten wir hier? Eigentlich kannten wir uns doch kaum und hatten rein gar nichts gemein. Welche Art Verbindung sollten denn bitteschön wenige Wochen Ferienlager geschaffen haben? Das Thema „Circus International“ hatten wir schon nach wenigen Sätzen erfolgreich abgearbeitet. Es folgte die Aussicht auf einen eher frag- als denkwürdigen Nachmittag.
Die Fahrt zum Ort des Geschehens dauerte nur wenige Minuten. Das Rennen fand in unmittelbarer Nähe des lokalen Entsorgungsfachbetriebes statt. Wie passend. Als der Wagen anhielt bekam ich ordentlich Muffensausen. Stammelnd versuchte ich Lydia zur sofortigen Rückkehr zu bewegen, doch sie beharrte unsicher auf den belustigenden Aspekt unseres Entschlusses.
Als wir ausstiegen bemerkte ich, dass Lydia ein leichtes Sommerkleid trug. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, glaube aber, dass es entweder grün oder blau und mit einem äußerst dezenten weißen Blümchenmuster versehen war. Dazu trug sie einen Sommerhut aus Stroh oder einem anderen sommerhutüblichen Material.
In ihrer amorphen Unbeholfenheit fand ich sie erneut irgendwie reizvoll, fast niedlich, wenn auch tendenziell eher bittersüß-traurig. Sie erinnerte mich ein bisschen an eine charmante und doch schrullige Tante. Es verwirrten mich in meinem Inneren zwiegespaltene Gefühle der Amourösität und Perversität.
Fand ich sie wirklich nur deshalb attraktiv, weil sie auf mich wie eine erbärmliche Verliererin wirkte?
Zu was für einen Menschen machte mich das?
Das Pudelrennen hielt sein Versprechen: Es war eine der armseligsten Veranstaltungen die ich jemals sah.
Mit großer Hingabe angekündigte und geplante Veranstaltungen, Treffen und Feiern, für die sich dann niemand interessiert, machen mich unendlich traurig. Aus diesem Grund feiere ich auch meinen Geburtstag nur ungerne. Würde man mich nach meiner Vorstellung eines geeigneten Ortes zur Selbstentleibung befragen, so würde ich einen mit Luftschlangen, buntem Licht, fetziger Musik und reichhaltigem Angebot an Knabbereien ausgerüsteten Partykeller ohne Gäste benennen.
In diese Kategorie fiel auch das Pudelrennen. Ein Dutzend, vorwiegend älterer, Leute stand sich sinnlos die krampfadergebeutelten Bollerbeine in die Bäuche. Kurioserweise mischten sich ebenfalls vier bis fünf Nichtrentner aus der U30-Liga unter die illustre Gemeinschaft. So jung und doch schon so verdorben; hier wären LSD oder koprophile Spielchen definitiv die besseren Alternativen um sich die Zeit wenigstens einigermaßen sinnvoll zu vertreiben.
Sonderlich viel Mühe gaben sie sich mit ihrer Veranstaltung allerdings nicht, denn es gab weder Fähnchen noch Sitzgelegenheiten und noch nicht einmal ein Schnurrrad für die Tombola. Die Anhänger des Pudelrennens scheinen ein hartes Völkchen zu sein. Dort, wo noch die reine Leistung des gepudelten Hundes zählt, dort sind Bierzeltgarnituren, Sonnenschirme und Holzkohlegrilleinheiten entbehrlich. Es wird ausschließlich für die genuine Schönheit des Pudelhochleistungssportes gelebt. Wäre ich nicht schon seit jeher ein gräßlich entstellter Gefühlskrüppel, so hätten wahre Sturzbäche der Rührung und Freude ob der Monumentalität des Augenblickes von meinen Wangen Besitz ergriffen.
Lange hielten wir es dort nicht aus und auch der der zuvor von mir angepriesene Unterhaltungsfaktor blieb aus. Sich hinsichtlich eines Berichts über Pudelrennen lustig zu machen ist die eine Sache, an einem frühen Samstagnachmittag dann wirklich dort zu sein eine andere. Es war mir echt unangenehm, fast schon peinlich. Dabei ging es noch nicht mal um Lydia in ihrem Sommerkleid, vielmehr beschämte mich meine vorangegangene Großmäuligkeit. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Es sollte doch nur ein harmloser Scherz sein. Nun schämte ich mich dafür. Wir standen in sicherer Entfernung zum Geschehen und ich rauchte währenddessen zahlreiche selbstgedrehte Zigaretten, teils aus Verlegenheit, teils um die schleichende Ausnüchterung zu übertünchen. Immerhin hatte ich schon über einer Stunde nicht mehr gekifft. Furchtbar!
Letztlich sahen wir uns nur drei Rennen an. Damit war unser Besuch des Pudelrennens 2003 vorbei. Es folgte ein kurzer und doch viel zu langer Augenblick der Ratlosigkeit.
Lydia schlug vor nach McDonalds zu fahren. Das gefiel mir und erschien herzerfrischend unverfänglich. Jetzt schon wieder getrennte Wege zu gehen wäre doch richtig bescheuert gewesen, oder!? Lydia trug das Sommerkleid und ich war überdies erst vor wenigen Tagen duschen. Aus mir unerfindlichen Gründen wollte ich nicht, dass dieses Treffen schon endet.
Wir entschieden uns für den McDrive in Haspe und aßen auf dem dortigen Parkplatz im Auto. Zögerlicher Smalltalk begleitete unser Kauen. Sie fragte mich, ob ich noch mit zu ihr kommen möchte, ihre Tochter wäre dieses Wochenende beim Erzeuger. Gierige Lust durchfuhr mich. Jede Zelle meines Körpers wollte schlagartig unbedingt und auf jeden Fall mit dieser alleinerziehenden Mutter schlafen, denn irgendwie lud sie mich doch gerade dazu ein. Die Erotik der Imagination überwog jegliche Bedenken. Dabei sei zu erwähnen, dass ihr Vorschlag wenig pornorös, sondern de facto nur freundlich klang und mit großer Sicherheit auch so gemeint war. Das war mir wiederum völligst egal. Meine Hände fingen fies zu schwitzen an und ich hoffte insgeheim, dass sich meine spontane Erektion nicht durch die Schlaghose abzeichnete. Oder vielleicht doch und es würde ihr gefallen …
Sie hatte einen freien Samstag ohne Tochter, unsere Verabredung zum Pudelrennen war von eher mäßigem Unterhaltungswert, es war gerade mal früher Nachmittag und ganz offensichtlich wollte sie den Samstagabend nicht alleine verbringen. Eine Nuance Verzweiflung umwehte sie. Das machte mich tierisch an.
Meine Antwort sollte eigentlich eine souveräne, markant maskuline Lässigkeit ausstrahlen, was mir jedoch auf Grund meines vorfreudig angeschwollenen Hodens und der entsetzlichen Ausnüchterung gründlich misslingen sollte. Stattdessen verließ nur eine kleine Kollektion abwimmelnder Wortbrocken meinen Mund. Dabei muss ich kolossal abweisend auf sie gewirkt haben, denn es folgte eine unbändig wirsche Unterredung mit einem hin und her auf beiden Seiten zur Klärung der Situation. Nach kurzem Rumgedruckse waren wir uns vermeintlich einig und fuhren zu ihr nach Hause.
Na, das war doch mal ein gelungener Start in einen beschaulichen Abend.
Sie wohnte in Lüdenscheid.
Lydia aus Lüdenscheid, ihre Tochter nannte sie immer „Lüdi“.
Noch Fragen?
Lüdenscheid ist für mich, wie der restliche Märkische Kreis, total uninteressant. Manchmal fühle ich mich deswegen schuldig, da ein paar wirklich gute Freunde aus Schalksmühle kommen. Sie werden es mir sicherlich nachsehen; man kennt mich als Verfechter teils unhaltbarer Thesen. Natürlich ist auch Gevelsberg finsterste Provinz, aber ich wohne hier, daher meine leidliche Toleranz gegenüber dem südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis.
Es gibt einen Haufen fader, belangloser Städte und Bundesländer, welche meiner Meinung nach völlig ohne Relevanz sind. Ich würde weder Rheinland-Pfalz, noch Baden-Württemberg oder Hannover, den Taunus, Wesel oder Aachen vermissen, obwohl ich noch nie da war und es auch nicht vorhabe. Selbstverständlich wünsche ich allen Bewohnern der eben genannten Regionen ein gesundes und langes Leben, entbehren könnte ich ihren natürlichen Lebensraum trotzdem.
Langsam löste sich die robuste Anspannung in Lydias Autowagen. Wir fingen an rumzuscherzen, es stellte sich ein Anflug guter Laune und Vorfreude auf einen schönen Abend bei uns beiden ein. Zumindest ich spürte zudem ein unterschwelliges, erotisches Knistern.
Ich kann mich an sehr viele vergangene Dinge nicht erinnern. Noch vor wenigen Jahren war die Landkarte meiner Erinnerung fast komplett weiß mit spärlichen Inseln des Erinnerns. Mittlerweile hat sich das Verhältnis zwischen Erinnern und Vergessen zwar verbessert, mein Gehirn hielt es aber schon damals völligst zurecht für unnötig sich Lydias Wohngegend zu merken. Es werden wohl Straßen gewesen sein, an denen Häuser standen. Irgendwie so muss es da wohl ausgesehen haben. Auch von ihrer Wohnung habe ich noch nur vage Bruchstücke im Kopf. Ich meine mich an einen schlichten Holzdielenfußboden und eine bescheiden Einrichtung im Stile einer geschmackvolleren Studentenwohnung erinnern zu können. Dabei fällt mir ein, dass sie sogar wirklich noch neben der Arbeit ein Fernstudium absolvierte: Pädagogik mit wenig Elan und vielen Unterbrechungen. Die Farbe hellblau drängt sich mir auf. Möglicherweise war eines ihrer Möbelstücke hellblau, vermutlich der ältere Küchenschrank. Eigentlich war die Wohnung echt schön und angenehm eingerichtet, und das obwohl sie sich in Lüdenscheid befand.
Da ich im Vorfeld keineswegs mit solch einem Verlauf der Dinge gerechnet hatte und ich eigentlich schnellstmöglich zurück auf meine sickige Couch wollte, ließ ich meine normale Brille daheim, da draußen ja immerhin die Sonne schien. Somit musste ich wohl oder übel den restlichen Abend meine Sonnenbrille mit Sehstärke auflassen, da ich ohne Brille aufgeschmissen und fast blind bin. Ob ich dadurch nun cooler oder erbärmlicher aussah mag ich mir heute beim besten Willen nicht mehr überlegen. Ein paar Jahre zuvor musste/durfte ich eine ganze Woche mit meiner geliebten Sonnenbrille verbringen. Auf einer Feier am Wochenende vergaß ich im Suff die reguläre Brille beim Schlagzeuger meiner damaligen Band. Also war ich gezwungen Tag und Nacht mit Sonnenbrille herumzulaufen, sogar in der Berufsschule. Dort fand ich es allerdings schon cool; immerhin saß ich in einem Raum mit 25 jungen Frauen und auch das übrige Gebäude für Pädagogik war mit dem weiblichem Geschlecht angefüllt. Abends mit Sonnenbrille fernzusehen ist hingegen wirklich völligst bescheuert.
Ich mochte meine Sonnenbrille zu jener Zeit wirklich ziemlich gerne und trug sie unabhängig vom Ort, der Uhrzeit oder der gegenwärtigen Wetterlage. Ich mochte den Effekt, dass niemand meine Augen sehen konnte. Ich fühlte mich sehr mysteriös und geheimnisvoll, fast wie ein großer, unnahbarer Künstler. Sehr oft wurde ich deswegen belächelt oder aber auch blöd angemacht. Früher fand ich die Haltung der anderen Leute unfassbar engstirnig, mittlerweile finde ich Menschen mit Sonnenbrille in manchen Situationen selbst etwas deplatziert und lächerlich und trage meine nur noch zu geeigneten Anlässen (also z. B. bei Sonnenschein oder aber wenn ich wirklich mal für einen Augenblick bewusst lässig wirken möchte).
Ein Schlafzimmer hatte Lydia nicht, sie schlief auf einer Matraze im Wohnzimmer. Das Zimmer ihrer Tochter ohne Namen sah halt aus wie ein Kinderzimmer. Im Grunde genommen interessierte ich mich einen feuchten Kehricht für die architektonische Grundstruktur und Inneneinrichtung ihrer Behausung und selbst meine Beischlafsabsichten verringerten sich. Die schleichende Ausnüchterung war nun nicht mehr aufzuhalten. Ein Umstand, welcher mich zumeist sehr ungehalten und launisch werden ließ. Glücklicherweise hatte Lydia billigen Rosé da, dass sollte fürs Erste genügen. So saßen wir also trinkend (ich) und nippend (sie) in ihrer Küche, rauchten Unmengen selbstgedrehter Zigaretten (hauptsächlich ich; sie war eigentlich mittlerweile Nichtraucherin, ein leichter Schwips überzeugte sie allerdings vom Gegenteil), unterhielten uns über Dies und Das und verstanden uns ganz gut.
Ich erzählte ihr, dass ich mir vor nicht allzu langer Zeit einen digitalen Tonträger mit Liedern aus alten UFA-Filmen zugelegt hatte. Daraufhin holte sie einen Schwung alter Kassetten mit Musik aus den 50er Jahren aus dem Schrank, welche sie nicht so sehr mochte und von denen sie auch nicht mehr den Grund des Besitzes kannte. Endlich hatte ich wieder eine Gelegenheit, um mich als total bewanderter und mega-toller Typ aufzuspielen. Ich referierte über Musik und meine Erfahrungen als Freizeitmusiker. Sie schien es zu mögen.
Der süßliche Pizzerienrosé beduselte mich. Das gefiel mir. Je mehr ich beduselt war, desto mehr wollte ich sie besudeln. Die verzweifelte Notgeilheit bahnte sich neue Wege durch meinen spermaübersäuerten Körper. Ich wollte keineswegs mit ihr schlafen, ich wollte sie nach allen Regeln der Kunst so richtig durchvögeln.
Erst viele Jahre nach dieser Begegnung wurde mir klar, dass ich diese Kunst gar nicht beherrsche.
Die vorläufige Rettung (Lydia ohne Vorspiel auf dem Küchentisch zu pudern war keine in Erwägung zu ziehende Alternative) war letztlich der Knickel, welchen ich in meinem Tabakpäckchen entdeckte. Dieses kleine Stück Haschisch sollte die finsteren Dämonen in mir besänftigen. Es tauchte keineswegs zufällig auf, denn als staatlich anerkannter Gierschlund und Süchtling verließ ich das Haus so gut wie nie ohne eine Notration für den Fall lebensbedrohlicher Ausnüchterung, wenn ich denn überhaupt nach draußen ging. Eine Bong oder einen Eimer zu improvisieren wäre jetzt wohl etwas übertrieben gewesen, also entschied ich mich zum Bau einer Tüte. Meine Anfrage, ob dies für Lydia in Ordnung ginge war rein formeller Natur, eine Untersagung meines Vorhabens war keine Option und wäre meinerseits nicht akzeptiert worden.
Gierig sog ich den Rauch in meine gebeutelten Lungenflügel. Aus geheucheltem Anstand bot ich auch ihr einen Zug an, welchen sie, scheinbar als Reminiszenz an längst vergangene Jugendtage und zu meinem geizigen Entsetzen, gerne annahm.
Lydia bekam einen kurzen Anflug beschwingter Leichtfüßigkeit, mir hingegen goss das Haschisch die Hohlräume in Kopf und Körper mit Beton aus. Ein zufriedenes Lächeln brachte ihr Gesicht zum Leuchten. Unter leichtem Kichern erzählte sie mir von ihr. Ich dachte derweil über Musik nach.
Wir gingen ins Wohnzimmer. Sie machte eine Lichterkette und Kerzen an – beide Lichtquellen waren für meine sonnenbebrillten Augen blanker Hohn – und hörten uns einige Lieder aus dem Soundtrack von Trainspotting an.
Nach einiger Zeit gingen uns die spärlichen Gesprächsthemen endgültig aus. Auch die Musik wurde zunehmend zum Störfaktor, denn nach kurzer Zeit legte sie irgendeine fürchterliche Ekel-CD ein; der Trainspotting-Soundtrack war bereits das Kronjuwel ihrer siebenteiligen CD-Sammlung. Mein latentes Verlangen nach ihrem unförmigen Körper blieb jedoch bestehen.
Ab diesem Punkt verschwimmt meine Erinnerung rapide. Was ich weiß ist, dass wir anstatt mit leichtem Knutschen und Vorspiel anzufangen (was mein Skrotum nur allzu dankbar begrüßt hätte), den Fernseher auf meinen (?!) Vorschlag hin anschalteten und uns irgendein lahmes Kabarettprogramm ansahen. Ich war zwiegespalten. Einerseits wollte ich sie unbedingt, andererseits verachtete ich sie gleichzeitig und wollte unbedingt nach Hause auf meine Couch um mich mittels Bong in Ruhe um den verbliebenen Verstand zu rauchen.
Ich versuchte einen erbärmlichen Trick, welcher in ähnlichen Situationen zuvor und danach immer nur von spärlichem Erfolg gekrönt war, mir aber jederzeit äußerst pfiffig vorkam: Ich legte mich demonstrativ so bequem und offensichtlich ohne Hintergedanken hin, dass sie komfortabel Platz vor mir gefunden hätte, damit ich sie harmlos löffeln, ungestüm stimulieren und unbegabt begrabbeln hätte können. Der Gedanke an ihre üppigen Brüste, so schlaff und wabbelig, machte mich schlichtweg wahnsinnig. Nur allzu gerne hätte ich mein zähflüssiges Genmaterial auf ihnen verteilt.
Mein indirekte Einladung zur laxen Kopulation blieb jedoch unerwidert, denn statt sich gemütlich zu mir zu legen setzte sich die doofe Nuss zu meinen Füßen mit dem Rücken an die Wand. Na super, nun lag ich also wie ein Idiot alleine auf ihrer Schlafgelegenheit und täuschte totales Wohlbefinden vor, während sie einfach dasaß und mit ausdrucksloser Miene auf den Fernsehapparat starrte. An dieser Stelle erwies sich meine Sonnenbrille für einen kurzen Augenblick als vorteilhaft, wenigstens konnte sie nicht die erzürnte Enttäuschung in meinen Augen sehen.
Ob ich trotz alledem meine vor Lust pulsierende Fleischpeitsche heute noch in ihren saftigen Liebessenf tunken dürfte?
Nein, eine solch freudvolle Aneinanderreihung von für mich lukrativen Umständen sollte scheinbar nicht mehr stattfinden.
Stattdessen dümpelte der „nette“ gemeinsame Fernsehabend noch ein Weilchen dröge vor sich hin und ich wünschte mich umso mehr in meine asoziale Drogenhöhle zurück. Das abgestandene Programm des unsäglichen Humoristen grenzte für jeden feinfühligen Menschen an grob fahrlässige Körperverletzung und ließ unsere groteske Zweisamkeit in einem noch fragwürdigerem Lichte dastehen. Nachdem dieser Höllenritt durch die Niederungen deutschen Humors endlich beendet war schalteten wir noch ein bisschen durchs makabere Restprogramm. Jeder weiß, dass das Fernsehprogramm schlecht ist und jeder weiß, dass das Fernsehprogramm an Samstagabenden meistens besonders schlecht ist. Aber die abnorme Schlechtigkeit dieses speziellen Samstagabendfernsehprogramms war von einem pathologischen Sadismus epischen Ausmaßes geprägt.
Es sollte nicht allzu lange dauern, bis mich Lydia von meiner Pein erlöste. Zu diesem Zeitpunkt hätte mich auch ein befreiender Genickschuss oder die Verstümmelung meiner primären Geschlechtsorgane unter Zuhilfenahme eines stumpfen Küchenmessers zufrieden gestellt, aber ihre Ansage, dass sie müde sei und nun schlafen wolle ging ebenfalls völlig in Ordnung.
Moment mal!
Schlafen? Ins Bett gehen?
Gemeinsam? Miteinander!?
Sie hatte doch nur eine Schlafgelegenheit!
Das könnte meine Chance sein …
Pustekuchen, ich hatte mich zu früh gefreut.
Sehr nett und distanziert brachte Lydia zum Ausdruck, dass sie nun im Zimmer ihrer Tochter nächtigen würde, während ich die Matratze nutzen könnte.
Ich ersparte es uns beiden ihr weitere, lakonische Avancen zu machen. Einsilbig wünschten wir uns eine gute Nacht und schon war sie verschwunden.
Ich sah noch ein bisschen fern, trank den Rosé aus und schlief schließlich ein. Im Nachhinein wundert es mich, dass ich ihr nicht aus lauter Frust und Gehässigkeit in die Laken gewichst habe.
Am nächsten Morgen hörte ich sie in der Küche rumrödeln. Aus Protest, und um die mageren Machtverhältnisse klarzustellen, wälzte ich mich noch etwas hin und her und versuchte mein endgültiges Aufstehen so lange wie irgend möglich hinauszuzögern. Ich fühlte mich elend und wollte sie nicht sehen.
Es gab Kaffee. Ein kühles Bier oder ein gehäuftes Köpfchen aus der Bong wäre mir zwar lieber gewesen, aber aus gegebenem Anlass musste ich mich mit einer Tasse schwarzen Kaffees zufrieden geben. Lydia verhielt sich mir gegenüber sehr freundlich und zuvorkommend. Vielleicht war ihr der vergangene Abend ebenso peinlich wie mir und sie versuchte ihre Enttäuschung zu überspielen. Endlich hatte sie mal einen Samstagabend nur für sich und ihre Bedürfnisse; ausgerechnet diesen musste sie mit einem unfassbaren Sackgesicht wie mir verbringen. Möglicherweise hätte sie sich besser um anonymen Sex mit viel zu stark behaarten Männern in den dunklen Büschen eines verkommenen Autobahnparkplatzes in tiefschwarzer Nacht gekümmert, falls ihr überhaupt in irgendeiner Art und Weise nach Geschlechtsverkehr zumute war.
Unter Umständen hatte sie sich ja auch nur eine gewisse Nähe und Zweisamkeit erhofft, fernab von Fellatio und vaginaler Penetration. Vielleicht wollte sie den Abend einfach nur nicht alleine verbringen.
Im Vorfeld präsentierte ich mich als charmanten und witzigen Gesprächspartner, letzten Endes entpuppte ich mich ihr gegenüber als das wortkarge, mies gelaunte, egoistische und suchtorientierte Arschloch mit fehlgeleiteter Libido, welches ich privat und abseits gesellschaftlicher Zwänge wie einem Ferienlager während des Zivildienstes war.
Das angebotene, spartanische Frühstück lehnte ich dankend ab. Ihr vertrocknetes Graubrot konnte sie gerne alleine essen, mich zog es nunmehr unaufhaltsam nach Hause. Wäre Lüdenscheid nur ansatzweise an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen, ich wäre schon am Vorabend weg gewesen. So blieb mir nur die Alternative ordentlich Druck zu machen, um sie endlich zur Abfahrt zu bewegen. Am liebsten hätte ich gar kein Wort mit ihr gesprochen, aber das konnte ich ja leider auch nicht machen. Ich sah zu, dass ich die Konversation auf das Nötigste begrenzte, was mir nicht sonderlich schwerfiel, da ich sowieso angenervt war.
Auf der Heimfahrt hörten wir eine der Kassetten, welche Lydia mir zuvor schenkte. Das Wetter war so grau und ungemütlich wie sich die Situation anfühlte. Es nieselte.
An meinem Wohnbunker angekommen verabschiedeten wir uns kurz, dankten uns gegenseitig für den „wirklich schönen Abend“ und wünschten uns noch einen angenehmen Sonntag. Sie müsse jetzt gleich ihre Tochter abholen um dann zu ihren Eltern zu fahren oder sowas in der Richtung. Vielleicht sagte sie aber auch, dass sie sich jetzt untenrum zunähen lassen und dann ihre ungewollte Göre aus Geldnöten an dubiose, nordeuropäische Kinderhändler verhökern würde. Wer weiß das schon?
Ob wir uns denn wiedersähen, fragte sie.
Ich antwortete, dass das auf jeden Fall passieren würde.
Ich wollte sie nie wieder sehen.
Endlich in meinen eigenen 27 m² Hölle angekommen rauchte ich mit zitternden Händen gleich drei Köpfe hintereinander, öffnete mir eine kalte Flasche Bier, nahm einen kräftigen Schluck, ging in mein winziges Badezimmer und holte mir ordentlich und mit vollster Hingabe kräftig einen runter. Dabei stellte ich mir vor, wie der gestrige Abend meiner Meinung nach hätte verlaufen sollen. Es war herrlich, obwohl oder gerade weil ich in meinen Onaniegedanken etwas übertrieb und mich wie ein wilder Hengst gebärdete, was ich im realen Leben niemals tun würde.
Die Gedanken sind frei. Herrlich!
Wir sahen uns während der Arbeit nicht wieder. Lydia arbeitete nach den Sommerferien im eigentlichen Jugendzentrum in der Innenstadt, ich blieb in der Zweigstelle am Vogelsang. Gelegentlich schaute ich mehr oder weniger zufällig bei ihr vorbei und wir wechselten ein paar Worte. Meine Sonnenbrille setzte ich dabei zumeist nicht ab.
Die Wochen zogen ins Land und mein Zivildienst endete im November 2003. Im Dezember fand in der Aula der Realschule die Weihnachtsfeier der Angestellten der Stadt Gevelsberg, zu denen auch die Mitarbeiter der Jugendzentren gehören, statt. Bei einer unserer letzten Begegnungen lud mich Lydia ein mit ihr zu kommen.
Hatte sie denn gar nichts gelernt? War unser gemeinsamer Abend nicht auch für sie schmachvoll genug?
Zunächst gab ich mich unentschlossen, sagte ihr dann aber letztlich halbherzig zu. Dabei hatte ich nicht einen Augenblick lang die Absicht mir eine Weihnachtsfeier mit den unzähligen Arschgesichtern aus dem Rathaus, den Jugendzentren und den restlichen Löchern, in denen diese abstrusen Gestalten hausten und arbeiteten, anzutun. Auch hier zöge ich es jederzeit vor, mir von einer zahnlosen Ziege die prallen Eier abknabbern zu lassen.
Da Lydia immer noch im Besitz meiner Telefonnummer war – der zerfranste Zettel mit ihrer Nummer fand längst den Weg in den Mülleimer – rief sie mich gelegentlich an um sicherzustellen, dass ich auch wirklich mitkommen würde und um letzte Bedenken meinerseits zu beseitigen. Ich scheute mich davor ihr abzusagen.
Der Abend der Weihnachtsfeier war gekommen und ich hatte mir immer noch keinen Plan zurechtgelegt, wie ich nun meiner Bürde entwischen könnte. Viele Menschen verhalten sich so und auch für mich ist es ein immer wieder gern angewendetes Handlungsmuster: Dinge bis zur allerletzten Sekunde aufschieben und darauf hoffen, dass sich alles ganz von allein in Wohlgefallen auflöst. Auf diese Weise kann man auch erfolgreich an horrende Schulden und eidesstattliche Versicherungen gelangen.
Am frühen Abend stand sie vor meiner Tür. Sie wagte es wirklich mich beim halbherzigen Wort zu nehmen. Kacke!
Apropos Kacke, hatte ich den desolaten Zustand meiner Wohnung bereits erwähnt?
Ich finde es heutzutage manchmal bedauerlich, dass ich meine Wohnung im „99 Appartements-Haus“ (ursprünglich als Studentenwohnheim angedacht; entwickelte sich rasch zum Sammelbecken für Junkies, Alkoholiker, frisch geschiedene Ehemänner und andere gescheiterte Existenzen) niemals fotografisch dokumentiert habe. Es bleiben nur vage Erinnerungen und das Lied VORSICHT! BITTE MACHT EUCH DIE SCHUHE NICHT SCHMUTZIG.
Lydia machte große Augen, denn mit einem derart unordentlichen, zugemüllten, verdreckten und verschimmelten Wohnklo schien sie nicht gerechnet zu haben. Sie trat dennoch ein und nahm etwas widerwillig auf meiner Couch Platz. Ich war ob ihrer Anwesenheit einigermaßen erbost.
Sie war wirklich hier. Sie war wirklich hier und saß da jetzt einfach auf meiner Couch. Warum in aller Welt kam sie wirklich vorbei? Etwa um auf meiner Couch zu sitzen!?
Ich war fuchsteufelswild, regelrecht zickig und für jede auch nur ansatzweise sinnvolle Argumentation viel zu bekifft. Ich wollte unter gar keinen Umständen auf diese beknackte Weihnachtsfeier, das musste doch selbst ihr klar gewesen sein.
Warum war sie also hier?
Aus Rache für den Abend, welchen ich ihr versaut hatte?
Aus purer Boshaftig- und reiner Gehässigkeit?
Oder mochte sie mich am Ende gar wirklich? Warum!?
Ich habe bis heute keine Ahnung. Ich weiß auch nicht mehr, wie ich ihr damals abgesagt und sie aus meiner Wohnung bekommen habe. Vage Vermutungen lassen mich erahnen, dass ich dabei wenigstens ansatzweise freundlich geblieben bin.
Ich habe sie nie wieder gesehen.
Epilog
Was soll ich sagen!? Ich war schlichtweg ein einsames, junges Arschloch und bin mittlerweile älter geworden.
LikeGefällt 1 Person
LikeLike