Aus dem Leben einer Gottheit, BOBs Tagebuch, Prädikat: LESENSWERT

Gummischuhe vs. Hirn

Dienstag, 10. März 2015 (morgens)
Es ist die letzte Woche meines ersten Praktikums im Zuge der Umschulung zum Industriekaufmann. Ich bin guter Dinge, habe einen halben Tag frei genommen, werde also nur bis halb eins arbeiten und später am Tag mit meiner Tochter auf einen Kindergeburtstag gehen. Alles ist in bester Ordnung.

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Dienstag, 10. März 2015 (mittags)
Der Arbeitstag war gut und angenehm kurz. Denke über ein zufriedenes Leben als Teilzeitkraft mit einem Bruttogehalt von 2.900,00 Euro monatlich nach.

Dienstag, 10. März 2015 (nachmittags)
Meine Tochter und ich machen uns auf den Weg zum Erlebnispark Gevelsberg, da wir, also hauptsächlich sie, dort auf einem Kindergeburtstag eingeladen sind. Der Erlebnispark ist auch unter der Woche gut gefüllt; der Lautstärkepegel kann locker mit sieben zur gleichen Zeit startenden Passagierflugzeugen standhalten.
Da ich ein Fuchs bin, und zuweilen auch so rieche, nehme ich mir selbstverständlich meine Crocs mit. Diese Kunststoffschuhe sollen meine intakten und äußerst empfindlichen Füßchen vor der erbarmungslosen Bodenkälte schützen. Fast pfiffig.

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Im Laufe des Kindergeburtstages streife ich mit meiner Tochter durch die Halle. Sie möchte unbedingt auf der immens großen blauen Wellenrutsche rutschen, also rutschen wir mehrere Male auf der immens großen blauen Wellenrutsche. Sie sitzt vorne, ich dahinter und halte sie fest.

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Natürlich trägt ein Vollidiot meines Kalibers beim Rutschen auf immens großen blauen Wellenrutschen seine Kunststoffschühchen. Warum? Weil mein Gehirn zuweilen von ektoplasmatischen Wesen aus der Welt von übergestern als Behausung benutzt wird, also frag nicht so blöd!
Es kommt wie es kommen musste: Kurz vor Ende der Rutschpartie neige ich unabsichtlich meine Fußspitzen nach aussen und dank der Crocs halten wir abrupt an. An dieser Stelle meldet sich jedoch die Trägheit, also das Bestreben unserer physikalischen Körper in ihrem Bewegungszustand zu verharren, solange keine äußeren Kräfte oder Drehmomente auf sie einwirken, zu Wort und beharrt vehement auf das Beenden des Rutschvorgangs. Dies bedeutet in der Praxis, dass ich entlang einer durch meine beiden Füßen gedachten Achse quasi abrolle, schlagartig nach oben katapultiert werde und schlussendlich saftig auf die Fresse falle. Währenddessen setze ich instinktiv das Kind vorsichtig zur Seite und breche mir den rechten Fuß.

Der Erlebnispark Gevelsberg besitzt keinen Rollstuhl. Ein Mitarbeiter schiebt mich auf einem Bürostuhl durch die große Halle in den kleineren Kindergeburtstagsraum. Am Durchgang in den Raum bleiben die Rollen des Bürostuhls hängen, sodass ich überraschenderweise mit dem seit Neuestem gebrochenen rechten Fuß auftrete und dabei vor Schmerzen gleich drei Kindergeburtstage auf einen Schlag zusammenbrülle.

Dienstag, 10. März 2015 (abends)
Der linke Fuß ist nur verstaucht, im rechten sind der zweite, dritte und vierte Mittelfußknochen gebrochen. Ich liege wie eine Schildkröte auf dem Rücken.

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Mein asoziales Netzwerk auf Facebook spendet mir Trost und Mitgefühl.

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Mittwoch, 11. März 2015 (morgens)
Ich bin im Krankenhaus und darf Rollstuhl fahren, was mir kurzzeitig sogar Spaß bereitet.

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Es folgen zwei Wochen Krankenhaus und im Anschluss mehrere Wochen daheim.

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Ein Jahr später …

Donnerstag, 10. März 2016
Heute arbeite ich in meinem ehemaligen Praktikunsbetrieb und habe mir keinen halben Tag freigenommen. Durch den Unfall habe ich Arthrose im rechten Fuß, was gelegentlich nervig ist.
Wir, also eher das Kind, wurden für heute erneut zur Geburtstagsfeier am selben Ort eingeladen.

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Wir haben die Einladung dankend abgelehnt. Alles ist in bester Ordnung.

4 Gedanken zu „Gummischuhe vs. Hirn“

  1. Ich war vor vier Tagen mit der Pippilotta in einem Indoor-Spielplatz. Das ist so der Ort, an dem sie ihre Mama mal beiseite lässt, um mit mir ausgiebigst zu toben. Die zweite Turnübung war dann das Trampolinspringen. Bei der Vorbereitung auf einen Salto (den ich noch nie zuvor auf einem Trampolin gesprungen war, aber Tutorials auf YouTube angesehen hatte), platzte mir die Jogginghose am Arsch. Nein, es war nicht mein Hintern, schon gar nicht mein Po, auch nicht ein kleiner Riss in der Naht, sondern die Hose PLATZTE AM ARSCH. Ich verbrachte den Tag bei Kaffee und Zeitung mit umgebundener Jacke auf einem Stuhl. Arthrose habe ich trotzdem.

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    1. Glücklicherweise verbietet mir mein üppiger Körperbau solcherlei Kunststücke bereits im Vorfeld; ich hätte mir mit hoher Wahrscheinlichkeit direkt das Genick gebrochen und säße nun im Rollstuhl.

      Es gibt ’ne Menge Quatsch und Blödsinn, welchen ich definitiv nur für meine Tochter mache (nur Rutschen gehört nicht mehr dazu).

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    1. Och joh, ich finds zwar scheiße, dass ich jetzt Arthrose im Fuß, aber die Geschichte an sich find ich mittlerweile ebenfalls ulkig. Es bleibt ’ne tolle Anekdote fürs Kind und mich.

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